Das Königssilber
- von Artur Goertz -
Fahne und Königssilber sind wichtige Symbole eines Traditionsvereines. Darum wurde Informationen hierüber in einer der ersten Versammlungen nach Wiederbeginn im Jahre 1948 größte Aufmerksamkeit
geschenkt. So konnte der alte und neue Präsident Fritz Jordan berichten, dass die Fahne von 1897 noch vorhanden sei. Wahrscheinlich war sie wegen der Abbildung des hl. Quirinus dem Zugriff als
Beutegut entgangen. Anders dagegen beim Königssilber.
Diese unersetzliche, historische Kette war nicht mehr vorhanden und allem Anscheine nach von Soldaten mitgenommen worden. In der ersten Sitzung des neugewählten Vorstandes überraschte Präsident
Jordan die Anwesenden mit der erfreulichen Mitteilung, dass die Königskette wieder da wäre; sie sei ihm vom Metzgermeister Bernhard Landers übergeben worden. Warum dieses Geheimnis erst jetzt,
drei Jahre nach Kriegsende, gelüftet wurde und wie die Königskette gerettet werden konnte, wird in einer schriftlichen Schilderung des ev. Pfarrers Dolata dokumentiert. Der Schriftsatz hat
folgenden Wortlaut:
"Unmittelbar nach der Besetzung durch die Engländer hat mir Herr Bernhard Landers in Gegenwart meiner Frau folgende Eröffnung gemacht: Er bat mich davon Kenntnis zu nehmen, dass es ihm unter
großen Schwierigkeiten und Gefahr gelungen sei, die Kette des Vereins von einem Wagen der Kanadier herunterzuholen, ebenso wie seine Katze. (Mit der Katze ist ein Kettenaufzug aus dem
Schlachthaus gemeint).
Er habe gesehen, wie sich ein Kanadier die Schützenkette umgehängt habe und längere Zeit damit herumgelaufen sei. Um dem Verein die Kette zu erhalten, habe er aufgepasst und es sei ihm gelungen,
nach verschiedenem Ansatz, dieselbe vom Wagen herunterzuholen.
Das sei bei dem ständigen Verkehr auf dem Gehöft und bei dem Verbot, das Haus selbst zu verlassen, eine sehr schwierige Angelegenheit gewesen. Er wusste damals nicht, wo die Kette weggenommen war
und konnte auch damals nicht davon Mitteilung machen, weil die Verhältnisse in Millingen das zu jenem Zeitpunkt als untunlich erscheinen ließen.
Er erklärte mir damals, dass er die Kette solange in Verwahr halten wolle, bis er sie beim ersten Schützenfest dem Verein und dem neuen Schützenkönig feierlich überreichen könne. Aus diesem
Grunde musste ich ihm die Zusicherung gegen, dass ich über seine Eröffnung absolutes Schweigen bewahren werde. Er machte mir diese Mitteilung ausdrücklich, um später nach jeder Richtung hin vor
dem Verdacht, sich etwa die Kette für persönliche Zwecke angeeignet zu haben, gesichert zu sein.
Ich hoffe, dass damit diese Angelegenheit eine saubere Klärung erfährt und beglückwünsche den Verein, dass er in seinen Reihen ein Mitglied hat, dass selbstlos unter persönlichem Einsatz sich für
seine Belange eingesetzt hat.
ich bin überzeugt, dass zu der Zeit kaum jemand den Mut aufgebracht hätte, seine Person so einzusetzen um dieser Sache willen, die ihm am Herzen lag".
(Ein Schreiben ähnlichen Inhalts über die Sicherstellung des Königssilbers wurde von Dr. med Sprave verfasst und ist im Besitz der Schützenbruderschaft).
An der Kette, die nur knapp dem Verlust entging, befanden sich zu jener Zeit 40 Königs- und 13 Stiftungsplaketten; darunter die für den Verein überaus wichtigen ältesten Exemplare wie das
Mittelstück von 1691 und andere von 1692, 1694, 1696, 1697 sowie 20 Plaketten aus der Zeit von 1731 bis 1791. jetzt, im Jubiläumsjahr 1991, wird erst recht bewusst, welche Werte der Bruderschaft
durch den persönlichen Einsatz des zwischenzeitlich verstorbenen Schützenbruders Bernhard Landers erhalten blieben.
Auf den folgenden Seiten eine Auswahl von Plaketten der Königskette; vornehmlich solcher, die auf den Beruf des Königs oder Stifters hinweisen.
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